Robert Baretti
1915-2012
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Selbstbildnis, 1935, Tuschfeder, 13,5 x 9 cm


ROBERT BARETTI (1915 - 2012)

Maler der „Gemäßigten Moderne"

Es gehört zu den wohl nie ganz zu lösenden Rätseln der Kunstgeschichte, weshalb ein bestimmter Künstler bekannt und erfolgreich, ja vielleicht sogar berühmt wird, ein anderer hingegen weniger bekannt bleibt und sein Werk nach seinem Rückzug aus dem Kunstbetrieb und vor allem nach seinem Tod bald in Vergessenheit gerät. Gewiss gibt es Faktoren und definierte Kategorien, die dass eine oder andere begünstigen oder hemmen. Gewiss ist jedoch auch, dass Ausdrucksstärke und schöpferische Qualität, daß innere Überzeugung, eine klare geistige Haltung und tiefe seelische Empfindsamkeit des künstlerischen Schaffens den Lauf der Zeiten immer überdauern und dann, gleichsam als logische Konsequenz, wieder entdeckt werden müssen.

Das gilt auch für den 2012 verstorbenen Maler und Grafiker Robert Baretti. 1915 geboren kann er zu den Künstlern der sogenannten „verschollenen Generation" gerechnet werden, deren Entwicklung durch den Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg stark behindert wurde und die dann nach 1945 als gegenständlich orientierte Maler als „altmodisch" ins Abseits gedrängt wurden. So entwickelte sich Barettis eigentliches künstlerisches Werk erst nach 1950, verstärkt nach 1960, als er an den Bodensee übersiedelte. Mit zahlreichen Ausstellungen im gesamten Bodenseeraum und darüber hinaus und als künstlerischer Leiter der Allensbacher Sommerausstellungen gehörte er in den 1960er - bis 1990er Jahren fest zum lebendigen Kunstgeschehen im deutschen Südwesten zwischen Bodensee und Hegau.

© Dr. Andreas Gabelmann, aus der Einführungsrede zur Ausstellung
„Robert Baretti - Im Licht der Farbe",
Städtische Galerie Villa Bosch, Radolfzell, 16. Mai 2014